Bei dem seit Freitag laufenden Kursverfall an den internationalen Börsen stellt sich für mich die Frage: Lag die amerikanische Notenbank (FED) behind the Curve, hat also die Zinssenkung verbummelt? Auf ihrem Weg ins Puls24-TV-Studio erreiche ich US-Börsenexpertin Monika (Rosen), um mit ihr die Lage kurz zu besprechen:
„Die FED wollte nicht den Fehler von 2021 machen, als man die Inflation unterschätzte und erst spät die Zinsen anhob. Nichts ist für eine Notenbank schlimmer, als einen Zinsschritt zu setzen, den man dann wieder zurücknehmen muss. Mittlerweile rechnet der Markt aber mit einer Zinssenkung von 50 Basispunkten bis September und 100 Basispunkten bis Jahresende.“
Japan mit schwarzem Börsenmontag
Ausgelöst waren die Kursturbulenzen bereits am Freitag worden, als in den USA schlechte Arbeitsmarktdaten (die Arbeitslosigkeit stieg auf 4,3 Prozent) und schwache Unternehmensdaten zu einer Verkaufsstimmung, später auch an den internationalen Börsen führten. Die Wienerberger AG gab beispielsweise mehr als 9 Prozent nach, AT&S Austria Technologie & Systemtechnik AG (mehr hier lesen) musste mehr als 8 Prozent Abschlag hinnehmen. Gegen US-Werte ist das aber fast Peanuts. Der US-Chiphersteller Intel verlor am Freitag sage und schreibe 25 Prozent. Auch der heutige Tag startete gleich denkbar schlecht. Bei minus 12 Prozent beim japanischen Nikkei-Index traute ich anfangs meinen Augen nicht. Es ist das größte Minus seit 1987.
Als Börsianer sollten wir uns von den Schlagzeilen der Boulevard-Internetmedien, wo ich gerade von einem „Blutbad an den Börsen“ lese, aber mal nicht in Panik versetzen lassen. Monika sieht wie andere Experten den krassen Kursverfall in Japan in engem Zusammenhang mit der jüngsten Zinsanhebung der Bank of Japan. Der gestiegene Yen setzt der traditionell exportorientierten Wirtschaft zu. Und das sieht man derzeit überproportional an den Kursen. Vermutlich rauchen in Japan jetzt bei den Notenbankern die Köpfe. Und für uns Börsianer werden die nächsten Tage spannend. Der ATX liegt heute bei rund 3 Prozent im Minus.
